Ein Bastel(t)raum in Graz

Ein vergittertes Kellerfenster im Haus Lendkai 45 in Graz. Ein blaues Zahlenschloss hängt dran. Das ist das Eingangstor zu einem sprichwörtlich traumhaften Ort für begeisterte Bastlerinnen und Bastler: dem Traumwerk Graz. Hier kann gebastelt, repariert, kreativ gestaltet,… – kurz gesagt, die eigene Kreativität ausgelebt werden.

Der Verein

Jeden Montag um Punkt 17 Uhr werden für alle Neueinsteiger, Fortgeschrittene und Bastel-Profis die Tore – beziehungsweise das Kellerfenster – geöffnet. Nina, ein Mitglied des Traumwerk Teams, ist heute an der Reihe die Leitung der Werkstatt zu übernehmen. „Im Moment könnte man sagen, dass wir in unserem Team 7 Personen sind, aber es variiert immer ein bisschen. Es gibt sehr aktive und sehr inaktive Mitglieder, die aber trotzdem noch ab und zu vorbei schauen“, erklärt sie, während sie sich ihre Jacke auszieht und sie auf einen freien Platz am Kleiderständer hängt. „Aber grundsätzlich ist alles sehr frei gestaltet.“

Seit mittlerweile rund 10 Jahren kann man sich nun schon im Traumwerk kreativ betätigen. Anfänglich noch ein Teil des Spektral, hat man sich schon nach einigen Jahren dazu entschieden, für das Traumwerk einen eigenen Verein zu gründen, um nicht immer abhängig zu sein und auch eigenständig um Beihilfen ansuchen zu können, auf die das Traumwerk – neben privaten Spenden – angewiesen ist. Örtlich gesehen ist man dem Spektral aber immer noch sehr verbunden, da das Traumwerk direkt darunter liegt. „Wir haben uns auch schon einmal nach einem anderen Standort umgesehen, da es hier leider keinen direkten Eingang gibt und wenn jemand beispielsweise mit einem gebrochenen Fuß herein möchte, gestaltet sich das schwierig. Es ist aber leider nicht so leicht einen passenden, leistbaren Raum zu finden.“

Der hintere Raum des Traumwerks – Foto: Constanze Seidl

Die Vielfalt des Traumwerks

Nina hat inzwischen auf einem Rollstuhl – „dem bequemsten Sessel da herunten“ – Platz genommen. Rund herum stehen und liegen die verschiedensten Bastelutensilien und Gerätschaften, beschriftete und unbeschriftete bunte Kisten in einem Regal an der Wand lassen erahnen, was deren Inhalt ist. In einer Ecke lehnt eine alte Schaufensterpuppe, teilweise mit Alufolie verkleidet. Eine Tür führt in den hinteren Raum des Traumwerks. Dort befinden sich die schweren Gerätschaften, ein Schweißgerät, eine Bandkreissäge, an der Wand steht der zersägte Rahmen eines alten Fahrrades.

„Wir haben wirklich einiges im Angebot. Was bei uns am stärksten vertreten ist, ist Siebdruck. Da bieten wir auch regelmäßig Workshops an, wo man einfach spontan ohne Vorwissen vorbeikommen kann und auch nur der Materialbeitrag zu zahlen ist. Die meisten Leute bringen dafür Motive mit, die werden belichtet und so können wir direkt Sachen bedrucken, die die Teilnehmer mitbringen. Wir haben auch ein Klamottenlager da, aber die meisten bringen wirklich eigene Sachen mit. Bedrucken kann man Gewand, Papier, Keramik, Plastik und sogar Metall. Diese Workshops laufen im Grunde sehr gut und sind auch sehr beliebt. Es ist der größte Bereich hier, weil sich die meisten Leute dafür interessieren, es relativ einfach zu machen und es sehr vielfältig ist. Und wann macht man sonst schon Siebdruck?“

Nina beim Siebdrucken – Foto: Constanze Seidl

Außer Siebdruck bietet das Traumwerk noch Gerätschaften und Platz für Mechatronik, Holzarbeiten, Nähen, Töpfern und Metallarbeiten. An der Industrienähmaschine hat gerade Flo, ein heutiger Besucher des Traumwerks, Platz genommen. „Erfahren habe ich durch Mundpropaganda vom Traumwerk, und seitdem komme ich hin und wieder vorbei wenn ich etwas Neues brauche und es selber machen kann. Hier wird jedem ja auch immer geholfen, wenn es irgendwo Probleme gibt.“

Ein Ort für die Gemeinschaft

Gegenseitige Hilfe wird im Traumwerk wirklich groß geschrieben, das war auch eine der Ursprungsideen. „Als Einzelperson hat man meistens nicht die Mittel sich alles zu kaufen, und es macht Sinn diese Dinge in einer Community zu teilen. Hier ist ein Platz wo man vorbei kommen, Kompetenzen austauschen und sich gegenseitig helfen kann.“

 

Im Traumwerk hilft jeder jedem – Foto: Constanze Seidl

Wie viele Leute zur offenen Werkstatt vorbeikommen ist sehr unterschiedlich, meint Nina. Es gibt Tage an denen niemand kommt und es gibt Tage an denen sich 10 Personen um die Geräte tummeln. Aber nicht nur Montags von 17 bis 21 Uhr ist die Werkstatt offen, bei vertrauensvollem Umgang wird der Code für das Zahlenschloss am Kellerfenster weiter gegeben und man kann jederzeit basteln kommen.

Und was wünscht sich Nina für die Zukunft? „Dass wir es schaffen ein paar mehr Workshops, auch in anderen Bereichen als Siebdruck, zu machen. Es ist schwierig dafür Menschen zu finden die das machen wollen, ich glaube wir brauchen da einfach neue Leute mit viel Elan, einfach einen frischen Wind.“, sagt sie und fängt an ein T-Shirt mit einem Faultier zu bedrucken.

Infobox
Das Traumwerk ist eine offene Werkstatt, die von jedem und jeder besucht werden kann und in der man in vielfältigster Weise kreativ werden kann. Geöffnet ist diese jeden Montag von 17 – 21 Uhr, zusätzlich dazu werden auch immer wieder kostenlose Workshops für Siebdruck angeboten.

Adresse: Lendkai 45, 8020 Graz

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