Gedenken im Wandel

Der FriedWald, ein Ort der stillen Andacht – und ein Gegenentwurf zum Friedhof, wo Grabsteine und Kreuze in langen Reihen stehen und viele Gräber mit Lichtern und Kränzen geschmückt sind. Die Stimmung in einem Friedhof, wie wir ihn kennen, ist gedrückt. Als Lebender fühlt man sich irgendwie fehl am Platz.

Im FriedWald ist die Stimmung ebenfalls ernst und feierlich, aber die Besucher fühlen sich in der natürlichen Umgebung direkt wohl. Im Sommer ist der Wald grün und lichtdurchflutet, im Herbst in andächtiges Schweigen gehüllt – die Stimmung wird durch nichts anderes bestimmt als den Kreislauf der Natur.
Der FriedWald Schöcklland bei Kumberg bietet seit 2012 die Möglichkeit, sich in der freien Natur zu Füßen eines Baumes bestatten zu lassen, zum damaligen Zeitpunkt einzigartig in Österreich. Seit 2016 hat das Unternehmen, das in Österreich auf Franchisebasis betrieben wird, auch einen Standort im Mühlviertel. An den Standorten wird ein geeigneter Wald zum Friedhof umgewidmet und dann von den Franchisenehmern geführt. In Kumberg ist das der Waldbesitzer auf der einen und die Familie Großschädl auf der anderen Seite. Ursprünglich kommt das Unternehmen aus Deutschland, wo es seit 2001 an 60 Standorten einen FriedWald gibt.

Monika Graber erklärt den FriedWald – Foto: FriedWald/Thomas Gasparini/Vincent Brod

„Grundsätzlich ist FriedWald eine Alternative zum klassischen Friedhof“ erklärt Monika Graber, Regionalbetreuerin von FriedWald in Österreich. Die Grundvoraussetzung für ein Begräbnis ist die Einäscherung und das Begraben in einer Urne. Die Gräber selbst liegen dann an den Wurzeln eines Baumes, ein Symbol für das Leben.

Gesellschaft

Neue Ideen haben es in der Gesellschaft selten wirklich leicht. Wenn es dann noch um so ernste und emotionale Themen wie den Tod und Bestattung geht, dann sind Anlaufschwierigkeiten fast vorprogrammiert.
Wie ist der FriedWald also bei den KundInnen angekommen? Durchaus positiv kann man sagen, seit Herbst 2012 haben sich bereits viele Menschen im FriedWald Schöcklland beisetzen lassen. Der größere Teil der Kundschaft kommt aber schon zur Vorsorge, erzählt Graber.

Das Konzept kommt an – Foto: FriedWald/Thomas Gasparini/Vincent Brod

Eine große Rolle bei der Entscheidung für ein Baumbegräbnis spielt der Wegfall der Grabpflege. Und auch der Wunsch im Tod der Natur möglichst nahe zu sein, wird von vielen KundInnen geäußert.
Bleibt die Gretchenfrage: Wie schaut es aus mit der Religion? „Wir sind offen für alle Konfessionen und auch für Menschen ohne Bekenntnis. Wir schließen da niemanden aus“, sagt Graber. Um die Trauerzeremonie vor der Beisetzung kümmern sich die Hinterbliebenen, es können sowohl Geistliche als auch freie Trauerredner die Verabschiedung durchführen. Zahlenmäßig halten sich die Varianten die Waage, beides kommt regelmäßig vor.
Hilfreich ist dabei sicherlich auch, dass die katholische Kirche diese Art der Beisetzung offiziell genehmigt hat. Entscheidend dafür ist, dass die ganze Asche der Verstorbenen in der Urne begraben wird und nicht nur ein Teil, wie bei manchen anderen Bestattungsformen üblich.

Umwelt

Das Konzept des FriedWalds ist eine Bestattung in der Natur und hört nicht mit dem Begräbnis im Wald auf. Der Wald selbst wird von eigenen FörsterInnen gepflegt und für die Gräber gelten strenge Regeln. Schilder am Baum kennzeichnen die Gräber, es gibt keine Grabsteine oder Kreuze. Besucher sollen auch keinen Schmuck, Kerzen oder Blumen, am Grab lassen.
Monika Graber erklärt: „Wir sagen immer: Bitte denkt um. Nehmt nichts mit in den Wald, sondern nehmt etwas vom Baum mit nach Hause.“

Schmuck nur bei der Bestattung – Foto: FriedWald/Thomas Gasparini/Vincent Brod

Die Gräber sollen so natürlich wie möglich gehalten werden, Kerzen und Gestecke könnten gefährlich sein, Wald und Tieren schaden. Generell ist die Disziplin hoch und wenn die FörsterInnen doch einmal verbotenen Schmuck finden, entsorgen sie diesen eben selbst. Strafen muss übrigens niemand befürchten, die Betreiber sehen das Schmuckablegen als verständliche Form der Trauerbewältigung und wollen es nicht ahnden.

Vorsorgen

Die meisten Menschen wollen für ihr Begräbnis vorsorgen und kommen als KundInnen zum FriedWald. Die Art des Grabes und der Preis richten sich dabei nach den Wünschen der Personen und der Art und Lage des Baumes. Die billigste Variante ist der Basisplatz bei dem die FörsterInnen einen Baum aussuchen. Hier gilt eine verkürzte Ruhezeit.
Bei Gemeinschaftsbäumen können sich Interessierte einen von zehn Einzelplätzen aussuchen und nehmen dafür in Kauf auch neben Fremden begraben zu werden.Einzelpersonen oder Familien können aber auch gleich einen ganzen Baum für ein oder zwei bis zehn Personen reservieren. Die Bäume sind dabei in unterschiedliche Preisklassen eingeteilt, je nachdem für wie viele Gräber Platz ist.
Außerdem gibt es noch die sogenannten Sternschnuppenbäume für Kinder unter 3 Jahren. Diese Plätze sind kostenlos, Eltern müssen nur das Begräbnis selbst bezahlen. Für Interessierte gibt es verschiedene, kostenlose, Veranstaltungen um sich zu informieren. Der Klassiker dabei ist eine Waldführung, bei der die FörsterInnen das Konzept und die Gräber genau erklären und den Wald selbst herzeigen.

Bei der Waldführung erfährt man Neues – FriedWald/Thomas Gasparini/Vincent Brod

Außerdem sind Hinterbliebene und neugierige Besucher immer am letzten Samstag vor Allerheiligen zu einem Treffen eingeladen. Bei den Feiern halten freie Redner eine Andacht und dann gibt es einen kleinen Imbiss und Getränke.Das Ziel ist es, Gespräche zu führen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, damit niemand glaubt mit seiner oder ihrer Entscheidung für den FriedWald alleine zu sein.

Infobox
Adresse: Meierhöfenstraße, 8062 Kumberg

Homepage: http://www.friedwald-schoecklland.at/

E-Mail: monika.graber@friedwald.at

Tel.: 0660 7755683

Titelbild: FriedWald/Thomas Gasparini/Vincent Brod

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