Globales Lernen am Beispiel Schokolade

Der Chocolatier Josef Zotter arrangiert noch schnell die letzten Schokoladentafeln auf dem Tisch, um den sich bereits viele neugierige Menschen drängen. Der Duft von Schokolade liegt in der Luft. Die BesucherInnen lesen aufmerksam die Infotafeln, die an den Wänden hängen und betrachten interessiert das Ausstellungsmaterial, das von Kakaobohnen bis zu antiken Kaffeemaschinen reicht, während sie alle gespannt auf die Eröffnungsrede von Josef Zotter warten.

Am 23. November 2017 eröffnete die Ausstellung „Bittersüße Bohnen – Kaffee & Kakao“ im Botanischen Garten der Uni Graz. Die Ausstellung wird in Kooperation mit dem entwicklungspolitischen Verein Südwind Steiermark gezeigt und dreht sich rund um das Thema “Fairer Kaffee-und Kakaoanbau”. Der Fokus liegt speziell auf den Anbaubedingungen, Handelswegen und der Herstellung von Kaffee und Schokolade nach Fair-Trade-Standards. Pünktlich um 17:00 Uhr beginnt Josef Zotter von der Zotter Schokoladenmanufaktur mit seiner Rede über Unternehmensphilosophie und seinen persönlichen Erfahrungen mit dem fairen Handel von Kakao. Er betont [sic!] die Notwendigkeit der Qualitäts- und zugleich Preissteigerung für Schokolade und Kaffee. Viele Kleinbauern und -bäuerinnen leben unter der Armutsgrenze. Das Fairtrade- und Bio-Siegel bietet eine Alternative und sichert den Kakaobauernfamilien einen Mindestpreis.

Das Highlight der Ausstellung ist die anschließende Verkostung von mehr als 40 Sorten Zotter-Schokolade. Zusätzlich werden schmackhafte afrikanische Gerichte und selbstgemachte Ingwer- und Hibiskussäfte angeboten. Insgesamt fand die Ausstellung am Eröffnungstag großen Anklang; Es kamen über 200 BesucherInnen.

Südwind Steiermark

Südwind engagiert sich als entwicklungspolitische NGO für eine nachhaltige und globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit. Südwind arbeitet über ein Netz von Regionalstellen (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Steiermark, Tirol und Vorarlberg) und KooperationspartnerInnen (Niederösterreich, Salzburg und Kärnten). Die Regionalstelle Südwind Steiermark vertritt Südwind auf regionaler Ebene und betreibt steiermarkweit unter anderem Bildungsarbeit zum Bereich „Globales Lernen“.

Was bedeutet Globales Lernen?

Globales Lernen will Lernende dazu ermächtigen, sich kritisch mit sich selbst und ihrer Umwelt in einer globalen Welt auseinanderzusetzen, sich ein eigenes Urteil bilden zu können und sich aktiv für ihre Ansichten einsetzen zu können. Die Erfahrungen, Interessen und Lebenswelten der Lernenden sind Ausgangspunkt des Lernprozesses. Kavita Sandhu, seit 2015 als Referentin für Bildungs-und Öffentlichkeitsarbeit bei Südwind Steiermark tätig, betont die Wichtigkeit, niemandem eine Meinung, was richtig und was falsch sei, vorzuschreiben. „Es geht uns darum, Informationen und Wissen in einem pädagogischen Ansatz weiterzugeben, aber die Autonomie liegt bei der eigenen Person.“

Vielfältige Bildungsarbeit

Der Verein bietet zahlreiche Workshops, Ausstellungen, Seminare und Bildungsmaterialien für LehrerInnen zu globalen Themen an. „Immer mehr negative Nachrichten sorgen dafür, dass sich Jugendliche ohnmächtig fühlen. Südwind möchte hier Handlungsunterstützung geben.“, erklärt Kavita Sandhu. Die Themen der Workshops drehen sich beispielsweise um Fußball (Wo werden die Fußbälle hergestellt und wer profitiert vom Fußballsport?), Bio-faire Bananen oder den achtsamen Umgang mit Trinkwasser. Auch im Rahmen der aktuellen Ausstellung im Botanischen Garten organisiert Südwind einen Workshop für Schulen: „Der Schokolade auf der Spur“. Der Lehrgang „Globales Lernen“ bietet Lehrenden die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Konzept des Globalen Lernens auseinanderzusetzen und alternative Unterrichtsformen kennenzulernen und zu entwickeln. Ein wichtiger Kooperationspartner ist die Zweigstelle Graz Nord der Stadtbibliothek Graz, die gemeinsam mit Südwind Lesungen und Vorträge organisiert. Hier findet man auch ein großes Angebot an Bildungsmaterialien, die für LehrerInnen eigens von Südwind Steiermark entwickelt wurden.

Selbst aktiv werden

Kavita Sandhu ist durch ein Praktikum im Rahmen von Global Studies zu Südwind Steiermark gekommen. Sie beschreibt ihre Arbeit als idealistische Arbeit: „Es gibt viel zu tun, um unsere Welt gerechter zu machen. Als Konsument in einem Industrieland bekommt man mit, dass etwas falsch läuft. Wenn man sensibilisiert ist, erkennt man die Hintergründe.“ Kavita Sandhu schildert ihre Motivation zur Arbeit bei Südwind Steiermark: „Man kann hinter die Fassade blicken und erhält Einblick in Arbeitsbedingungen, wie es den Menschen geht. Jungen Leuten davon zu erzählen und Infos weiterzugeben, das motiviert mich. Vielen sind die Themen, mit denen wir uns bei Südwind beschäftigen ja nicht egal, nur fehlen ihnen die Informationen.“

Besonders in der Öffentlichkeitsarbeit gibt es sehr viel zu tun. Kavita Sandhu ist für diesen Bereich alleine verantwortlich. „Am Anfang war es schwierig in die Arbeit hineinzukommen, da ich überhaupt nicht gewusst habe wie das alles genau funktioniert.“ Sie würde sich wünschen, noch intensiver mit Schulen zusammenarbeiten zu können, denn zurzeit ist das Problem, dass viele Bildungseinrichtungen oftmals gar nicht wissen, was seitens Südwind Steiermark alles angeboten wird, beispielsweise auch Gratisworkshops.

Wenn man selbst aktiv werden möchte gibt es die Möglichkeit im Rahmen des AktivistInnen-Netzwerks bei Südwind mitzuarbeiten. Bei den Aktivisten-Stammtischen werden aktuelle Themen diskutiert und man kann Ideen zu Aktionen, Kampagnen und Veranstaltungen einbringen und aktiv mitgestalten. Des weiteren besteht die Möglichkeit, durch Praktika einen Einblick in den Verein und dessen Arbeit zu erlangen.

Titelbild: ©Simon Bernlieger