Mehr Grünraum, aktive Nachbarschaft, reduzierter Stromverbrauch, gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, lokale Lebensmittelproduktion; was utopisch klingt muss Realität werden, um ein langfristiges, nachhaltiges Zusammenleben zu garantieren. So soll eine Transition Town aussehen.
Die Transition Town Bewegung wurde 2006 vom irischen Umweltaktivisten Rob Hopkins gestartet und wird von Initiativen auf der ganzen Welt weitergeführt. Intention ist es, die Gesellschaft auf lokaler Ebene zukunftsfähig zu machen. Im Fokus steht die Energiewende und das Leben nach der Erdöl Ära. “If you wait for government, it might be too late. If you act as individuals it will be too little. But if you work as a community it will be the perfect method.”, erklärt Mitbegründer und aktives Mitglied von Transition Graz, David Steinwender die Grundsätze. Anstatt auf politische Entscheidungen zu warten oder sich auf technische Lösungen zu verlassen, wird auf kommunaler Ebene durch Gemeinschaftsprojekte gehandelt. Besonders wichtig ist für Transition der gesellschaftliche Lösungsansatz.
Die essbare Stadt
Ein Ziel der Initiative ist Ernährungssouveränität: „Das Recht der Völker auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt.“
Die Entwicklung soll weg von industriell gefertigten Essen, Richtung Nah- und Selbstversorgung gehen. Dazu wird angeregt die Lebensmittelproduktion möglichst autark zu gestalten, so könnten Balkone, Gärten und öffentlicher Raum genutzt werden, um Gemüse und Obst anzubauen. Dies wäre nicht nur ein Weg, um an gesundes günstiges Essen zu kommen, sondern entlastet zusätzlich die Umwelt, da keine langen Transportwege nötig sind. Hierzu gab es bereits mehrere Projekte, besonders in der Form von Gemeinschaftsgärten. Diese dienen nicht nur als Nahrungsquelle und Grünraum, sondern auch als sozialer Treffpunkt, um einander kennenzulernen sowie Wissen und Fähigkeiten weiterzugeben. Diese Gärten sollen auf dem Prinzip der Permakultur bestehen, ein Konzept das sich um vielfältige, naturnahe und somit nachhaltige Agrarkultur dreht.
Das Ende einer Ära
Der Begriff „Peak Oil“ oder „Erdölfördermaximum“ beschreibt den Zeitpunkt, ab dem, auch wenn noch Ölreserven übrig sind, sich die Förderung wirtschaftlich nicht mehr rentiert. Von diesem Punkt an wird es stetig schwieriger verfügbares Öl zu finden und dieses zu fördern. Erstmals beschrieben wurde dieses Phänomen von dem Geologen Marion King Hubbert in den 1950er Jahren, welcher das Maximum bereits für 1995 prognostizierte, dabei aber nicht alle Vorkommnisse mit einberechnet hat. Der tatsächliche Punkt ist schwer zu fixieren und es gibt verschiedene Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen, jedoch liegen die meisten Prognosen in naher Zukunft und deuten auf ein sehr baldiges Ende der Erdöl Ära hin. Entweder durch den natürlichen Peak Oil oder künstlich, um die durch fossile Brennstoffe verursachten Kohlenstoffemissionen einzudämmen.
Nachdem Erdöl als Rohstoff in unserer Gesellschaft omnipräsent ist und das Wegbleiben einiges verändern wird, will Transition die Gesellschaft auf die Energiewende vorbereiten.
Ein Blick zurück, ein Schritt nach vorne
Ein wichtiges Entwicklungsziel ist die Re-Lokalisierung. Wirtschaftskreisläufe sollen wieder regionaler und unabhängiger werden. Zudem ist es wichtig das Verkehrsaufkommen zu reduzieren, um unnötige CO2 Emissionen zu verhindern und die Luftqualität zu verbessern. Besonders in Graz ist die hohe Feinstaubbelastung ein Problem, die maximal erlaubten 25 Überschreitungen pro Jahr, des von der EU festgelegten Grenzwertes, wurden hier bereits nach zwei Monaten erreicht. Die mit Feinstaub gemeinten Kleinstpartikel sind laut Umweltmedizinern besonders gefährlich, da sie leicht in die Lungenbläschen und den Blutkreislauf gelangen. In schwer belasteten Städten verringert sich dadurch die Lebenserwartung. Um hier entgegenzuwirken, setzen Transition Towns auf ein weiträumig ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz und autofreie Zonen.
Transition Graz
Die Vereinigung entstand 2011 im Zuge eines Filmfestivals im Forum Stadtpark. Dort starteten Gleichgesinnte die Initiative mit der gemeinsamen Idee, CO2 Emissionen durch lokale Aktionen zu senken und Lösungen zu finden, die nicht auf Erdöl basieren. Besonders stark wurden anfangs Projekte rund um Urban Gardening und Ernährungssouveränität verfolgt, zum Beispiel alljährlich die Transition Days am Lendwirbel. Seit 2015 ist Transition ein eingetragener Verein und geht vernetzenden Tätigkeiten in ganz Österreich nach. So unterstützt Transition andere Vereine und Projekte durch Training und Beratung zum Thema Peak Oil und Klimawandel. Weitere Aktivitäten sind Öffentlichkeitsarbeit durch Filmvorführungen, Diskussionen und Workshops sowie Studien und Forschung.