Seit 2014 existiert das Forum Urbanes Gärtnern als offizieller Verein in Graz. Das Ziel: Graz ein Stück grüner zu gestalten und nebenbei noch davon zu profitieren.
Wenn man im Internet nach dem Begriff „Mutter Erde” sucht, findet man ganz schnell eine Definition: Die Natur, der wir alle angehören. Genau das, ist die treibende Kraft hinter dem Forum Urbanes Gärtnern (FUG). Offenheit, Nachhaltigkeit und der Austausch untereinander sind Voraussetzung dafür, dass gemeinsam gepflanzt, gegossen und geerntet werden kann.
Wie die Initiative arbeitet
Beim FUG geht es hauptsächlich um Vernetzung. Durch die Gründung von Gemeinschaftsgärten im privaten und öffentlichen Raum, kann jeder seinen grünen Daumen für sich entdecken. Im wesentlichen hat das Forum zwei Aufgaben: In erster Linie wird eine Fläche zur Verfügung gestellt, wo jeder Mensch gärtnern kann. Die Gemeinschaftsgärten im öffentlichen Raum sind für alle zugänglich, man kann ohne Voranmeldung wortwörtlich drauflos gärtnern. Im privaten Raum haben sich mehrere Personen im Vorhinein zusammengeschlossen, meistens innerhalb einer Nachbarschaft oder Wohnsiedlung. Das Prinzip ist allerdings immer das gleiche: Der Erste pflanzt, der Zweite gießt und der Dritte erntet. Selbst wenn man seine gepflanzte Gurke nicht ernten kann, steht einem alles Andere zur Verfügung.
Die zweite wichtige Aufgabe des Forums ist der Austausch. Der Austausch von Wissen als auch von Werkzeugen, Geräten und Rohstoffen. Dabei wird besonders großer Wert auf ein umweltschonendes Arbeiten gelegt, das heißt, weg von Kunstdünger und Round Up.
Projekte und Ziele für dieses Jahr
Von November bis Februar gibt es hauptsächlich organisatorische Arbeiten für die freiwilligen Mitarbeiter des FUG. Im Februar geht es allerdings wieder los mit der Gartenarbeit. Parallel dazu ist ein Workshop geplant, der einmal im Monat stattfindet. Wie bereite ich den Garten vor? Wie pflanze ich richtig? Wann wird gegossen und geerntet? Wie mache ich den Garten wieder winterfest? – All diese Fragen werden in den gratis Workshops vor Ort beantwortet. Mindestens einmal pro Jahr wird auch ein Fest ausgerichtet, wie zum Beispiel das Sommerfest oder ein Erntedankfest, wo gemeinsam im Garten gekocht und geplaudert wird. Besonders am Herzen liegt den Beteiligten die Übernahme des Gemeinschaftsgartens im Augarten, welche ziemlich sicher dieses Jahr stattfinden wird. Das Aufstellen von Hochbeeten im Stadtpark wird vermutlich leider weiterhin nur ein Wunsch bleiben, da das Problem des Denkmalschutzes dies verhindert.
Zur Entstehung
Das Forum Urbanes Gärtnern wurde im Jahr 2014 von vier passionierten GärtnerInnen gegründet. Den Grundstein legte Anneliese Scherz bereits im Jahr 2007, als sie erstmals die Idee eines Gemeinschaftsgartens hatte. Als Landschaftsgärtnerin war es ihr schon immer ein Anliegen ihr Wissen weiterzugeben und vor allem, nachhaltig Obst und Gemüse anzubauen. Im Jahr 2009 kam sie ihrem Traum ein großes Stück näher, als sie in Graz-Straßgang den erste Gemeinschaftsgarten namens „Mutter Erde” gründete.
An der Gründung vor drei Jahren, waren neben Frau Scherz noch der Landschaftsgärtner und Jugendtrainer Andreas Flach beteiligt, ebenso wie Hobbygärtnerin Elisabeth Hufnagl und David Steinwender.
Die Gemeinschaftsgärten
Neben dem ersten Garten „Mutter Erde” finden sich einige weitere grüne Oasen in Graz. Sehr zentral liegen zum Beispiel die Hochbeete in der Triesterstraße, im Volksgarten sowie die Beete, die sich vom Mariahilferplatz bis zum Südtirolerplatz erstrecken.
Im Bezirk Graz-Gries befindet sich der Vinzenz Muchitsch Garten in Kooperation mit dem Verein Jugend am Werk. Arbeitslosen Jugendliche haben hier die Möglichkeit mit anzupacken und sich über Ernte-Erfolge zu freuen.
Auch die ganz Kleinen sind schon vorne dabei. In der Hermann-Lönsgasse startete 2016 ein Projekt mit der Triester Volksschule.
Dieses Jahr wurde das Projekt des Selbsterntegartens in der Steinfeldgasse im Bezirk Gries umgesetzt. Auch dieser Garten ist für jeden zugänglich, der selbst nicht die Möglichkeit hat zu gärtnern, oder einfach nicht genug Zeit hat für einen eigenen Garten.
Teil des Projektes werden
Während die öffentlichen Gemeinschaftsgärten von der Organisation geleitet werden, hat man auch als Privatperson die Möglichkeit einen Gemeinschaftsgarten mit Hilfe des FUG zu gründen. Es gibt die Möglichkeit für 120 Euro pro Jahr Vereinsmitglied zu werden und von einigen Ermäßigungen, wie zum Beispiel gratis Rohstoffen zu profitieren. Wenn man mindestens acht andere Haushalte für sein Projekt begeistern kann, besteht sogar die Möglichkeit Fördergelder vom Umweltamt in Höhe von bis zu 3000 Euro anzusuchen. Auch hierbei kann man auf die Unterstützung des FUG setzen. Weiters sind die Gärten von Mitgliedern automatisch Haftpflichtversichert.
Das Forum Urbanes Gärtnern ist noch ein relativ junger Verein, der aber seit der Gründung schon sehr viel erreicht hat. Vermutlich auch wegen der Offenheit der Initiative. Anneliese Scherz ist es besonders wichtig, dass jeder weiß, dass er willkommen ist, auch wenn man in seinem Leben noch nicht einmal einen Blumentopf gegossen hat. Um der Lebensmittelindustrie entgegenzuwirken müssen wir alle aktiv werden und unseren Beitrag leisten, ansonsten Enden wir wie Amerika. Der erste Schritt in die richtige Richtung ist mit der Gründung des Forum Urbanes Gärtnern bereits getan, jetzt liegt es an uns, was wir aus dem Projekt machen. „Gärtnern ist ein Kulturgut, das auf keinen Fall verloren gehen darf!” Mit dieser Aussage trifft es Anneliese Scherz auf den Punkt.