Für eine offene Gesellschaft

In unserer facettenreichen Gesellschaft treffen wir täglich auf Menschen verschiedenster Kulturen. Der Verein Chiala am Griesplatz setzt sich dafür ein, dass diese Kulturen ohne Berührungsängste miteinander leben.

Migration ist eines der bewegendsten Themen unserer Zeit. In Österreich leben Menschen unterschiedlichster Herkunft, Religion und Kultur. Nicht immer ist das Zusammenleben unter den Kulturen einfach. Vorurteile, Misstrauen und Angst blockieren häufig die Kommunikation zwischen Einheimischen und MigrantInnen. Der Verein Chiala, der sich direkt am multikulturellen Brennpunkt Griesplatz befindet, setzt sich dafür ein, diese Hürden zu überwinden.

Eines der größten Projekte des Vereins ist das jährlich organisierte Afrika Festival, welches 2017 bereits zum 14. Mal stattfand. Das dreitägige Open-Air-Festival ist aus dem Grazer Kultursommer nicht mehr wegzudenken und wird daher auch vom Land Steiermark gefördert. Im Zentrum des Festivals steht das Miteinander – ÖsterreicherInnen und MigrantInnen können dort, bei freiem Eintritt, mehr über andere Kulturen lernen und dabei auch noch zahlreiche nationale und internationale KünstlerInnen bestaunen. Der Augartenpark, der jedes Jahr die Location für das Festival ist, verwandelt sich in einen kunterbunten Marktplatz mit verschiedenen Verkaufsständen und Workshops.

Das Ziel des Festivals ist, das Aufeinander zugehen der österreichischen und der vielfältigen afrikanischen Kulturen zu fördern und eine Möglichkeit zu bieten sich im öffentlichen Raum ganz ohne Vorurteile auszutauschen, vollkommen unabhängig von Herkunft, Alter oder Geschlecht. Ein friedliches Miteinander aller Kulturen in unserer Gesellschaft soll so gefördert und Vorurteilen vorgebeugt werden. Die Menschen und vielfältigen Brauchtümer und Kulturen Afrikas sollen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln gezeigt werden. „Das Ziel ist eine Brücke zwischen den Kulturen zu schaffen. Offenheit, Begegnung und Kommunikation sind die Grundvoraussetzung für eine friedliche Gesellschaft“, so Emmanuel Kamdem, Gründer des Vereins.  

Um die Inklusion und den gegenseitigen Austausch auch abseits des Festivals zu fördern betreibt der Verein Chiala verschiedene Kultur- und Sozialprojekte mit Afrika Schwerpunkt, antirassistische Workshops in Schulen und afrikanisches Catering. So fördert der Verein die Sensibilisierung der Gesellschaft, die Etablierung afrikanischer Kunst und Kultur in der Steiermark sowie eine erhöhte MigrantInnenbeteiligung bei gesellschaftspolitischen Veranstaltungen.

Wie alles begann

Gegründet wurde der Verein 2003 von Emmanuel Kamdem. Der gebürtige Kameruner lebt seit 1995 in Graz und weiß selbst welchen Schwierigkeiten MigrantInnen in einer völlig neuen Umgebung gegenüber stehen. Anfangs war der Verein noch als Afrika-Zentrum Chiala’Afriqas bekannt, im Februar 2012 wurde dann der Verein Chiala daraus.

Die Idee war einerseits eine Art Plattform für die afrikanische Community zu schaffen, andererseits aber auch Hilfe für MigrantInnen anzubieten, die sich ein Leben in Österreich aufbauen wollen. „Als Migrantenverein waren wir damals in der Pionierrolle, wir als Chiala“, erzählt Emmanuel Kamdem. In Graz war man an solche Vereine damals nicht gewöhnt.

Es gab zwar große Organisationen wie die Caritas, die auch Unterstützung für MigrantInnen anbieten, aber kleine, spezifische Vereine gab es kaum. Mit soziokulturellen Projekten, wie kleinen Konzerten mit afrikanischen DJs, was sich mittlerweile zum jährlichen, gut besuchten Afrikafestival entwickelt hat, weckte man das Interesse der Gesellschaft an der afrikanischen Kultur und schaffte es so schnell Verbündete und UnterstützerInnen zu finden.

Voller Einsatz

Aber auch abgesehen vom Afrika Festival ist der Verein stets um die Unterstützung von MigrantInnen bemüht. Das größte und in gewisser Weise auch wichtigste Projekt des Vereins ist die Sozialberatung. Montag bis Donnerstag können MigrantInnen hier Beratung zu diversen Alltagsbereichen in Anspruch nehmen. Dies beinhaltet beispielsweise Fragen zu den Themen Arbeit und Arbeitssuche, Wohnen, Bildung, Migration oder Begleitung bei Amtswegen und findet sowohl in Form von spontanen Beratungsgesprächen als auch terminlich vereinbarten Beratungen statt.

Ziel ist es, Menschen in die österreichische Gesellschaft zu inkludieren. Im Gespräch wird versucht, die Probleme der MigrantInnen zu lösen. Sollten die SozialberaterInnen nicht in der Lage sein die an sie herangetragene Komplikation zu bewältigen, wird versucht die Hilfesuchenden an andere Ansprechpersonen weiterzuleiten. Entscheidend ist der Grundsatz von „Hilfe zur Selbsthilfe“ denn durch die Unterstützung sollen die betroffenen Personen lernen Herausforderungen künftig selbstständig zu bewältigen.

Ein weiterer besonderer Teil der Sozialberatung ist die Rechtsberatung. Einmal monatlich steht im Vereinsbüro ein/e Rechtsanwalt/Rechtsanwältin für jegliche rechtliche Anliegen zu einer Beratung zur Verfügung. Auch außerhalb dieser Rechtsberatung hat Chiala Kontakte mit RechtsberaterInnen, die den MigrantInnen zum Teil vergünstigte Hilfe anbieten können.

Im Jahr 2016 verzeichnete Chiala 2.233 KlientInnenkontakte wobei der Großteil der Gespräche das Thema Arbeit betraf.

Da auch die Beherrschung der Deutschen Sprache eine Fähigkeit ist, die für das Teilhaben an der österreichischen Gesellschaft essentiell ist, ist die Förderung von Deutschkursen ein wichtiges Anliegen des Vereins. Denn gänzlich ohne Sprachkenntnisse gestaltet sich beispielsweise schon die Arbeitssuche als sehr schwierig. Der Verein organisiert daher Deutschkurse, die eine leistbare Alternative zu anderen Angeboten bieten. Entscheidend für dieses Vorhaben ist die hervorragende Partnerschaft Chialas mit WIFI Steiermark. Dieses stellt Gutscheine für TeilnehmerInnen bereit, damit sie gewisse Kurse verbilligt besuchen können. Auch an den Deutschkursen, die direkt im WIFI stattfinden, können MigrantInnen über den Verein teilnehmen.

Selbst aktiv werden

Der Verein Chiala ist immer auf der Suche nach Unterstützung. Ganz besonders freuen sie sich über freiwillige MitarbeiterInnen für die Sozialberatung, die einige Stunden ihrer Freizeit nutzen wollen um anderen Menschen zu helfen. Aber auch die Vorbereitungen für das nächste Afrika Festival sind in vollem Gange und dabei werden ebenfalls jederzeit helfende Hände gebraucht. Wer hilft kann auch damit rechnen selbst etwas dafür zu bekommen, neue Freunde und kulturelle Bereicherung.