Seit über einem Jahr können umweltbewusste Grazer ganz ohne Verpackung einkaufen. Möglich macht es Das Gramm – der erste Zerowaste-Laden in Graz. Die beiden Inhaberinnen sprechen mit uns über ihr Resümee nach einem Jahr sowie über ihre Zukunftspläne, mit denen sie noch mehr Grazer zu einer nachhaltigeren Lebensweise überzeugen wollen.
Lebensmittel aus der Dose – diese gibt es in der Grazer Innenstadt-Greisslerei Das Gramm nicht. Alles gibt es ohne Verpackung zu kaufen. Das Angebot reicht von verschiedenen Tees über Gewürze bis hin zu Mehl und Schalenfrüchten. Die Lebensmittel können die Kunden sich in ihre eigenen Behältnisse abfüllen. Falls keine zur Hand, gibt es bei Das Gramm auch Behältnisse zum Kauf oder zum Ausleihen. Die meisten Lebensmittel im Laden kommen sogar aus der Region, viel von Bauern aus der ganzen Steiermark. Auch Fleisch und Eier aus der Region gibt es bei Das Gramm – beides können die Kunden vorbestellen.
Hinter dem Konzept stehen die Umweltsystemwissenschaftlerin Sarah Reindl und die Designerin Verena Kassar. Die beiden haben sich 2015 bei einem Workshop kennengelernt und arbeiten seither gemeinsam am Konzept des Ladens. Gemeinsam mit zahlreichen Unterstützern, privaten Investoren und dank einer Crowdfunding-Kampagne konnten die beiden Das Gramm Ende April 2016 eröffnen.
Seither läuft es für Das Gramm super: „Gutes Feedback, viele Stammkunden!“, so Inhaberin Verena. „Dass wir mit den Kunden so einen nahen Kontakt haben, teilweise schon Freundschaften – das ist schon sehr einzigartig für ein Lebensmittelgeschäft.“ Mit dem Konzept des Ladens sollen insbesondere bewusst lebende, nachhaltige Stadtmenschen angesprochen werden – „mit einem gewissen Alter und einem gewissen Budget“.
Das Sortiment bei Das Gramm ist handverlesen. Sarah und Verena wählen jeden Lieferanten selbst aus: „Es muss vom Bauchgefühl einfach richtig sein!“ Zu Beginn ging es ihnen hauptsächlich noch um die Verpackungsmöglichkeit und die Liefermöglichkeit – dass es nicht weit weg ist und wie geliefert werden kann. Mittlerweile kommen die Lieferanten oft ins Geschäft und lassen Kostproben da. Wo es geht, wollen Sarah und Verena die Lieferanten persönlich kennenlernen.
Für das leibliche Wohl ist bei Das Gramm nicht nur durch die verschiedenen Lebensmittel gesorgt. Montags bis freitags gibt es ein täglich wechselndes Mittagsmenü und jeden ersten Samstag im Monat servieren Sarah und Verena ein Frühstücksbuffet. Möglich macht es ein eigenes, kleines Küchenteam. Die Zutaten dafür stellt Das Gramm bereit – so wird vermieden, dass unnötig Lebensmittel entsorgt werden.
In Zukunft wollen Sarah und Verena mehr ähnliche Läden wie Das Gramm in Graz eröffnen. „Wir haben eigentlich immer gesagt: Graz – in jedem Bezirk ein Shop“, so Sarah. Mittlerweile wollen die beiden nicht nur in Graz bleiben, sondern ganz Österreich mit ihrem Konzept erobern. Dadurch würden sie auch mehr Mitarbeiter benötigen. Momentan arbeiten im Unternehmen sechs Personen fest angestellt und drei Praktikanten.
In Zukunft mehr nachhaltiges Einkaufen in Graz
Aktuell arbeiten Sarah und Verena ein einem neuen Projekt – dem verpackungsfreien Supermarkt DekaGramm. Dieser wird ein ähnliches Konzept haben, wie das bisherige Gramm – allerdings mit einem richtigen Supermarkt-Sortiment.
Mit dem DekaGramm wollen die beiden Inhaberinnen auch eine neue Zielgruppe besser erreichen: Durch die größeren Mengen sollen vor allem Studenten und Familien günstiger einkaufen können. Workshops und Veranstaltungen soll es, wie bisher bei Das Gramm, auch im DekaGramm geben – allerdings größer ausgerichtet.
Derzeit laufen die Umbauarbeiten im DekaGramm auf Hochtouren, losgehen soll es dann im Frühjahr 2018.
Titelbild: Das Gramm