Kleidertauschpartys – Eine Alternative zur Wegwerfgesellschaft

Zum zweiten Mal nach 2016 organisiert das Greenpeace Freiwilligenteam Graz in diesem Jahr eine Kleidertauschparty. Das Bestreben der AktivistInnen ist, ein Zeichen gegen sinnlosen Massenkonsum zu setzen. Dass sie mit diesem Ziel nicht alleine dastehen, zeigt sich an den zahlreichen Teilnehmerinnen, die am 24. November den Weg ins Spektral finden.
Es herrscht reges Treiben an diesem Freitagabend bei der Greenpeace-Kleidertauschparty. „Diese Veranstaltung kommt bei den Leuten besonders gut an”, meint Linda Fitzka, Teamleiterin des Greenpeace Freiwilligenteams in Graz. Der Erfolg soll ihr und dem gesamten Team auch im Jahr nach der Premiere recht geben. An die 90 Leute nehmen dieses Jahr an der Tauschparty teil, etliche von ihnen bringen selbst Gewand mit, einige kommen nur zum Stöbern. Das Konzept ist klar: tauschen und schenken statt wegwerfen. Gerade in dieser Jahreszeit eine echte Alternative zum vorweihnachtlichen Kaufrausch.

Entgegen der weitverbreiteten Annahme, Kleidertauschpartys seien eine reine Frauendomäne, nehmen auch viele Männer die Chance wahr, sich und ihren Mitmenschen eine Freude zu bereiten. Ungefähr ein Drittel aller mitgebrachten Kleidungsstücke sind für Männer konzipiert. Von Hosen über Pullover bis hin zu Hemden gibt es alles, was man(n) begehrt. Doch was passiert mit der Kleidung, die keinen neuen Besitzer findet? Das Greenpeace Freiwilligenteam hat eine passende Lösung: Das Gewand wird den Carlas – den Second-Hand-Shops der Caritas – geschenkt. So wird kein Kleidungsstück unnötigerweise weggeworfen und überdies wird noch etwas für den guten Zweck getan. Auch in diesem Jahr profitieren die Carlas wieder ungemein. Vier 120-Liter-Säcke voller Kleidung werden ihnen zur Verfügung gestellt. So stellen Linda und ihr Team sicher, dass keine sinnlose Verschwendung der Bekleidung vorliegt und möglichst viele Leute von dieser Aktion profitieren können.

Ziel: Bewusstsein schaffen

Neben Kleidertauschpartys organisiert das Greenpeace Freiwilligenteam Graz viele weitere Events, welche die Leute zum Nachdenken und Handeln anregen sollen. So wurde unter anderem die Aktion „Rettet die Arktis” gestartet, bei der vehement auf die Bedeutung der Antarktis für das Weltklima hingewiesen wurde. Außerdem wurde untersucht, ob Antibiotika in der steirischen Erde nachzuweisen sind. Obwohl das Resultat bei dieser Untersuchung negativ war, sei es höchste Zeit für einen Umschwung, so Linda Fitzka. „Wir haben nicht mehr lange Zeit.” Daher setzt sich das Team intensiv für eine intakte und lebenswerte Umwelt für alle Lebewesen ein. Das Ziel ist, Aufmerksamkeit für die Themen Umweltschutz, Klimawandel, Natur und Tierschutz zu schaffen. Die Mitglieder selber gehen mit gutem Beispiel voran. Sie besuchten in diesem Jahr bereits die Weltklimakonferenz in Bonn, um gegen die Errichtung eines Braunkohletagebaus zu demonstrieren. Dem Bau soll ein 12.000 Jahre alter Wald zum Opfer fallen. Im Zuge dieser Reise machte die Gruppe auch eine Führung auf dem Greenpeace-Schiff „Beluga II”.

Vernetzung ist das Um und Auf

„Beluga II” ist ein Boot von Greenpeace Deutschland. Dass die SteirerInnen dennoch in den Genuss einer Besichtigung kamen, kommt nicht von ungefähr. Greenpeace ist untereinander sehr gut vernetzt und kann nicht zuletzt deshalb große Erfolge vorweisen. Gerade für die Grazer Organisation ist die Verbindung nach Wien von hoher Bedeutung. „Was wir machen, wird in der Bundeshauptstadt entschieden. Jeder auf der Welt kennt Greenpeace und daher muss man schauen, was gut ankommt”, sagt Linda Fitzka. Weiters sei auch der gute Draht zu Medienhäusern ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs: „Greenpeace arbeitet viel mit Medien. Sie machen eine Aktion, damit diese publik wird und dann politischer Druck ausgeübt werden kann.” Dass diese Taktik von Erfolg geprägt ist, kann man an den Errungenschaften der vergangenen zwölf Monate sehen. So wurde „Gore Fabrics” dazu gebracht, gesundheitsgefährdende Perfluorcarbone in ihren Produkten zu eliminieren, Nestle und Mars verwenden nun keine illegal gefangenen Meeresfrüchte mehr in ihrem Haustierfutter und der weltweit größte Thunfisch-Anbieter, Thai Union, stieg in diesem Jahr auf ökologisch nachhaltigen Fischfang um.

Treffen unter Freunden

Dass diese Aktionen einen enormen Aufwand bedeuten und nur zusammen erreichbar sind, liegt auf der Hand. Doch gerade das ist für Linda das Schöne: „Ich mache etwas Aktivistisches und andererseits entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl. Wir unternehmen auch privat etwas und sind ein eingeschworener Haufen.” Darauf sei sie als Teamleiterin besonders stolz. Wie viele Leute dem Team angehören, kann die Studentin pauschal nicht beantworten. „Das Kernteam besteht aus vier Leuten, allerdings variiert die Anzahl der Mitglieder ständig, da bei den Teamtreffen oft neue Interessenten auftauchen. Meist sind wir fünf bis zehn Personen.” Bei den Meetings wird Vielfalt großgeschrieben, einerseits werden zukünftige Projekte besprochen, andererseits wird etwas Praktisches direkt bei den Treffen unternommen. Am 24. Oktober wurde zum Beispiel Waschmittel aus Kastanien gewonnen. Dass die umweltschonende Produktion eines Waschpulvers nicht nur einen großen Nutzen hat, sondern allen Beteiligten viel Spaß machte, liegt an der freundlichen Art aller Mitglieder. „Bei uns ist jeder herzlich willkommen!”, meint Linda. Dieses Gefühl hat man tatsächlich von Anfang an.

Wie kann ich aktiv werden?

Wer selbst beim Greenpeace Freiwilligenteam Graz mitwirken möchte, kann dies ohne große Probleme tun. Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat findet um 17 Uhr ein Teamtreffen im Greenpeace-Büro in der Münzgrabenstraße 20 statt. Diese Zusammenkünfte dienen dazu, einander kennenzulernen und neue Themengebiete und Schwerpunkte zu setzen. „Jeder bei uns hat ein Mitspracherecht. Das ist mir enorm wichtig”, betont Linda Fitzka. „Wer die Welt ein Stück besser machen will, ist beim Greenpeace Freiwilligenteam in Graz genau richtig.”